Unser Kamerun - Ein nachgemaltes Fotobuch
 

Vor einigen Monaten stellte ich die frühen Fotobände zu Deutsch-Südwestafrika vor, die um 1905 erschienen sind. Diesmal geht es um ein „Fotobuch“, das noch früher, bereits 1899/1900 auf den Markt kam. „Unser Kamerun“ ist jedoch nur eingeschränkt als Fotobuch zu bezeichnen, denn es lagen zwar Fotos vor, der Verlag druckte sie aber nicht im Original, sondern ließ sie abzeichnen. Gustav Poetzsch nennt weder den Fotografen, noch den Namen des Bearbeiters.

1883 erschien das erste gerasterte Foto in einer deutschen Zeitung. Der technische Fortschritt war zu dieser Zeit rasant. Nach Autotypie, Heliogravüre war die Lithografie erfunden worden. Um 1900 setzte sich der Lichtdruck für den Abdruck von Fotografien durch.
Im Einführungstext zum vorliegenden Buch ist einerseits von „naturgetreuen Photographien“ die Rede, aber auch von Illustrationen. Dies und die Bildqualität deuten darauf, daß die abgedruckten Bilder nachgearbeitete Fotos sind. Das heißt, die Fotoqualität war für den Druck nicht ausreichend und die Konturen wurden durch Künstlerhand verstärkt. Das Ergebnis ist für heutige Augen nicht besonders gut geworden, die Details wirken oft wie ungelenke Zeichnungen von Kindern auf Pauspapier, aber für die damalige Zeit waren das naturgetreue Abbildungen.

Der Verlag verwerte die aufwändig hergestellten Druckplatten nicht nur in diesem Buch. Jedes Bild ist auch als Ansichtskarte bekannt und es gibt auch einen Leporello mit einer Bilderauswahl. Ob die Karten vorher, gleichzeitig oder erst nach dem Buch vertrieben wurden, ist nicht bekannt. Die sehr geringe Zahl erhaltener Buchexemplare (in deutschen Bibliotheken nur vier Stück!), deutet darauf, daß sich das Buch eher schlecht verkaufte, obwohl die Erwartungen des Verleger anscheinend hoch waren:

„Im vorliegenden Werk gedenkt der Verfasser sowohl jenen, die Gelegenheit hatten „unser Kamerun“ persönlich kennen zu lernen – und dies sind nicht wenige! – haben sich doch auf unseren Kriegsschiffen seit 1884 jährlich ca. 250 Deutsche in dieser Kolonie aufgehalten! – als auch denen, welchen dies noch vergönnt sein wird, eine schöne Erinnerung an ihren Aufenthalt in unseren Tropen zu bieten. Die Illustrationen sollen dieselben zurückversetzen in die Zeit, als sie noch unter Palmen wandelten und sollen ihnen helfen, einst verlebte unvergeßliche Stunden wachzurufen. Kann man doch niemals besser angenehme Reiseerlebnisse schildern, als an der Hand naturgetreuer Photographien. Allen denjenigen aber, welche noch hinausziehen nach „unserem Kamerun“ , dürfte dieses Werk ein stets willkommener Führer sein.“

Was ist besonders erwähnenswert? Erst einmal ist im Text von „schwarze Soldaten“ und nicht von Negersoldaten die Rede, was damals durchaus nicht selbstverständlich war. Dann sind hier seltene Bilder des Grabes vom ersten amtlichen Lehrer Christaller in Doula und des Gravenreuth-Denkmals enthalten – beides heute noch erhalten. Das Gravenreuth-Denkmal im ehemaligen Gouvernementsgarten ist allerdings seit Jahrzehnten unzugänglich.

Diese Buchvorstellung konnte nur durch die freundliche Unterstützung eines Sammlers erstellt werden. Ihm sei hier dafür herzlich gedankt!
 

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