| 
      
      
        
          | 
 |  
          | 
           Die Reise nach den 
          deutschen Kolonien in Afrika  |  
          |  |  
          |  |  
          | Das 
          „Spielbuch für Kinder“ aus der Zeit um 1890 (ohne Ortsangabe und 
          Herausgeber) ist eine Spiele-Sammlung in Form eines Buches. Es 
          beinhaltet unter anderem auch das Würfelspiel „Die Reise nach den 
          deutschen Kolonien in Afrika“. Auf den ersten Blick ein einfaches 
          Spiel. Wenn man jedoch die Spielregeln näher betrachtet, mag man 
          bezweifeln, ob bei kleinen Kindern die rechte Spielfreude aufgekommen 
          ist. Fast auf jedem Feld sind spezielle Aufgaben zu erfüllen und wenn 
          die Spielfigur eines anderen Mitspielers auf den eigenen Platz kommt, 
          muß man auf dessen alten Platz zurück. Es entsteht ein kompliziertes 
          Hin- und Herrücken auf dem kleinen Spielfeld, das die 
          Konzentrationsfähigkeit kleiner Kinder zumeist überfordern dürfte. Die 
          Grafiken sind zwar gut, aber nicht spektakulär. Das Spiel wird der 
          Vollständigkeit halber vorgestellt. 
 Interessant 
          sind Kleinigkeiten, wie die Fahrt mit einem „Surfboot“ (Feld 12), das 
          wenig
  mit dem modernen „Surfboard“ zu tun hat. Ein Surfboot war ein 
          Landungsboot mit geringem Tiefgang, das zum Überqueren der Brandung an 
          Küsten mit gefährlichen Riffen eingesetzt wurde. Die Zusammensetzung 
          des englischen Begriffes „surf“ (Brandung) und des deutschen „Boot“ 
          ist merkwürdig. Ein Brandungsboot wäre eher richtig. 
 Ebenso 
          ist die Schreibweise von Bagdad sehr ungewöhnlich (Feld 10). Das 
          Bageidad ist eine nicht übliche Transkription der arabischen, bzw. 
          persischen Aussprache. In dem Bild rückt Bagdad offenbar an die Küste 
          – zumindest bekommt die Stadt einen ansehnlichen Sandstrand. Lome in 
          Togo erhält dafür den malerischen Kamerunberg in den Hintergrund (Feld 
          9).
 
 Widersprüchlich 
          ist der Text bei Feld 8. Auf dem Spielfeld steht „König Toko“, in den 
          Regeln aber „König Lolo“. Ob der König von Lolodorf oder der 
          historisch unbedeutenden Stadt Toko (beides in Kamerun) gemeint war, 
          werden wir nie erfahren.
 
 Die 
          Los-Inseln (Feld 7) sind übrigens nicht die kleinen Inseln bei 
          Fuerteventura, sondern eine westafrikanische Inselgruppe vor Guinea. 
          Die beiden Eloby-Inseln (Feld 16) liegen in der Coriscobai, der Bucht 
          des spanischen Rio Muni (heute Äquatorialguinea). Fernando-Poo (Feld 
          13), ist die kleine Insel vor Kameruns Küste, die zur Kolonialzeit 
          spanisch war und heute als Bioko ebenfalls zu Äquatorialguinea gehört. 
          Kriby/Kribi (Feld 15) liegt in Kamerun und die Insel Angra-Pequena 
          (Feld 19) vor der Stadt Lüderitz (Feld 18) in Südwestafrika, dem Land 
          was heute Namibia heißt. Dort konnten die Kinder ihre Fahrt mit dem 
          Ochsenwagen durch das Groß-Namaqualand (Feld 23) machen, deren 
          Bewohner zur Kaiserzeit als „Hottentotten“ bekannt waren.
 
 Ansonsten 
          hatte man um 1890 eine schöne Reise auf dem Spielbrett, wenn man nicht 
          grad durch einen lästigen Aufstand der Bonaberi in Hickorytown 
          (Kamerun, Feld 17) aufgehalten wurde oder die vielen Flaggenhissungen 
          Zeit kosteten…
 |  
          |   |  
          | 
          
           |  
          |  |  
          | 
          
           Spielregeln  |  
          | 
            
              | Dieses 
              Spiel wird mit nur einem Würfel gespielt und können sich daran bis 
              zu 8 Personen beteiligen. Jeder Mitspieler nimmt ein besonderes 
              Zeichen zum markieren und zahlt zwei Marken (als Reisegeld) in die 
              Kasse; dann wird gewürfelt, wer zuerst spielen soll, wer die 
              meisten Augen bekommt, fängt an, die anderen folgen rechtsherum 
              der Reihe nach. 
                
                
                  
                    | Regeln |  
                    |  |  
                    | a) | Wer auf 3 
                    kommt, muß (um sich von der Seekrankheit zu erholen) die 
                    Reihe einmal an sich vorbeigehen lassen. |  
                    | b) | Wer auf 4 
                    kommt, muß noch 1 Marke (für den Aufenthalt in Lissabon) in 
                    die Kasse zahlen. |  
                    | c) | Wer auf 5 nach 
                    Madeira kommt, erhält aus der Kasse 1 Marke (um den 
                    vorzüglichen Wein zu kosten) |  
                    | d) | Kommt einer 
                    auf 6, so (fährt er mit der Kreuzerkorvette „Elisabeth“ 
                    weiter, wir aber durch Sturm und ungünstige Strömung 
                    aufgehalten, daher) muß er die Reihe einmal an sich 
                    vorbeigehen lassen |  
                    | e) | Auf 8 erhält 
                    der Spieler aus der Kasse 1 Marke und muß die Reihe einmal 
                    an sich vorbeigehen lassen (da er beim König Lolo auf Besuch 
                    bleibt) |  
                    | f) | Wer auf 11 
                    kommt, erhält (zur Feier der Aufhissung der deutschen 
                    Flagge) 1 Marke aus der Kasse |  
                    | g) | Wer auf 12 
                    kommt, zahlt (für das Einschiffen mit dem Surfboot ) 1 Marke 
                    in die Kasse |  
                    | h) | Kommt einer 
                    auf 17, so (wird er in den Kampf mit den Eingeborenen 
                    verwickelt, dabei) muß er die Reihe einmal an sich 
                    vorbeigehen lassen |  
                    | i) | Wer auf 20 
                    kommt, erhält (zur Feier der Aufhissung der deutschen Flagge 
                    in Angra Pequena) 1 Marke aus der Kasse |  
                    | k) | Wer auf 21 
                    kommt (bleibt in der Faktorei des Herrn Lüderitz auf Besuch 
                    und) wird einmal beim Werfen überschlagen |  
                    | l) | Kommt einer 
                    auf 22, so erhält er (als Siegeslohn) 1 Marke aus der Kasse |  
                    | m) | Wer auf 23 
                    kommt, zahlt (für die Fahrt) 1 Marke in die Kasse |  
                    | n) | Der 
                    Glückliche, der auf 25 kommt , erhält den Inhalt der Kasse 
                    (und sucht mit den in Afrika gewonnenen Reichtümern auf 
                    kürzestem Wege nach Deutschland zurückzukommen). Bei der 
                    folgenden Reise wirft er zuletzt. |  
                    | o) | Wird ein 
                    Spieler durch einen anderen eingeholt, so geht er an dessen 
                    Platz. Bedingt der betreffende Platz Zahlung oder Empfang 
                    einer Marke, so erhält er die Marke von dem Einholenden oder 
                    muß die Marke an den Einholenden zahlen, er ist jedoch nicht 
                    verpflichtet die Reihe an sich vorbeigehen zu lassen, wenn 
                    der Platz dieses sonst auch fordern sollte. |  
                    | p) | Wer auf 20, 
                    21, 22, 23 oder 24 steht und mehr Augen wirft, als nach 
                    Nummern folgen, zählt von 25 wieder zurück und muß die 
                    Verpflichtungen, welche die Nummer, worauf er kommt, bedingt 
                    – erfüllen; kommt er hierbei auf seinen alten Platz, so sind 
                    die Verbindlichkeiten dieses Platzes nicht noch einmal zu 
                    erfüllen. |  
                    | q) | Ist nur noch 1 
                    Marke in der Kasse und ein Mitspieler hat das Recht, diese 
                    zu nehmen, so ist das Spiel zu Ende; es muß jedoch wieder 
                    ein neues Spiel mit neuem Einsatz begonnen werden. |  |  |  
          |  |  
          | Dieses 
			Spiel ist in anderen Auflagen des Spielebuches mit einem „rundem 
			Spielplan“ unter dem Titel „Die Reise nach Afrika“ erschienen. |  
          |  |  
          |  |  
          | 
 |  
          |  Zur Startseite
			
			www.reichskolonialamt.de 
 |  
          | 
 |  
          | 
          webdesign : 
          © ideenmühle -
          
          27. August 2018 - 
          E-mail: 
          
          webmaster@flazi.de
           |  |